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Was, wenn es genau richtig wird?

  • Autorenbild: Jannik Bärmann
    Jannik Bärmann
  • 4. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Jeden Tag treffen wir unzählige Entscheidungen, die unser Leben in eine bestimmte Richtung lenken. Viele davon sind so klein und alltäglich, dass wir sie kaum wahrnehmen – sie laufen fast automatisch ab. Auch diese kleinen Handlungen formen – oft unbemerkt – Stück für Stück unsere Zukunft.


Dann gibt es die großen Weichenstellungen, bei denen wir spüren, dass sie unser Leben nachhaltig prägen können. Genau hier fällt uns die Wahl besonders schwer. Denn fast immer entsteht ein innerer Konflikt: Wählen wir das eine, müssen wir auf etwas anderes verzichten.


In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, warum uns manche Entscheidungen so schwerfallen – und wie du dir den Prozess erleichtern kannst.


Eine bekannte Metapher dazu ist „Der Esel von Buridan“: Ein Esel steht genau in der Mitte zwischen zwei gleich großen und gleich attraktiven Heuhaufen. Er muss sich entscheiden, von welchem er frisst. Doch weil er schwankt und keine Wahl trifft, bleibt er am Ende ohne Nahrung. Natürlich ist dies ein drastisches Beispiel – kaum eine Wahl, die wir treffen müssen, entscheidet über Leben und Tod. Aber die Metapher verdeutlicht: Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung – nämlich die, nichts zu tun, den Status quo beizubehalten und auf Veränderung zu verzichten. Und gerade dieser Stillstand kann langfristig die größten Nachteile haben. Wir wählen scheinbar Sicherheit – und zahlen den Preis mit verpasstem Wachstum.


Eine zentrale Frage, die uns in solchen Momenten helfen kann, lautet: Wovor habe ich mehr Angst? Davor, dass die Entscheidung in einem Misserfolg endet – oder davor, es in der Zukunft zu bereuen, es nicht versucht zu haben? Welches dieser Gefühle wiegt schwerer?

Stell dir dein Leben in zehn Jahren vor, genauso wie du es dir wünschst. Und dann frage dich: Hätte die damalige Wahl einen negativen Einfluss gehabt, wenn du sie gewagt hättest? Oder würdest du es mehr bereuen, dich dagegen entschieden zu haben?


Die wenigsten Entscheidungen sind endgültig und unumkehrbar – das müssen wir uns bewusst machen. Wir haben immer wieder die Möglichkeit, nachzujustieren, etwas zu korrigieren und einen neuen Weg einzuschlagen. Jede Wahl, jedes Risiko, das wir eingehen, schenkt uns Erfahrungen, aus denen wir lernen können. Schon deshalb lohnt es sich, den Mut aufzubringen, von Zeit zu Zeit etwas Neues zu wagen.


Ein weiterer Grund, warum Entscheidungen so schwerfallen, ist der innere Zielkonflikt, den sie auslösen. Beispiel: Du hast eine Familie und erhältst ein attraktives Jobangebot mit mehr Verantwortung und besserem Gehalt. Gleichzeitig bedeutet das längere Arbeitswege und weniger Zeit zu Hause. Wofür entscheidest du dich?


Unser Innenleben besteht aus vielen Stimmen – geformt durch Glaubenssätze, Werte, Moral und die Erwartungen, die wir an uns selbst und andere an uns stellen. Die schwierigsten Entscheidungen sind jene, bei denen diese Stimmen im Widerspruch zueinander stehen. Hier hilft es, innezuhalten: Zeit in der Stille, beim Meditieren oder beim Spaziergang alleine. Nur wir selbst können spüren, welche Wahl uns auf lange Sicht erfüllt. Die leise Stimme, die wir in uns entdecken, zeigt uns den Weg, der uns wirklich glücklich macht.


Wir alle haben schon einmal gesagt oder gedacht: „Das war eine schlechte Entscheidung.“ Doch indem wir so über uns urteilen, zweifeln wir uns selbst an – und machen uns klein. Wenn du heute etwas bereust, erinnere dich: Damals hattest du deine Gründe. Wahrscheinlich erschien dir dieser Weg als der richtige. Du wolltest nicht scheitern, sondern handeln. Zu sagen, es sei „falsch“ gewesen, ist zu hart – es hat nur nicht das Ergebnis gebracht, das du dir erhofft hattest. Aber was hat es dir sonst geschenkt? Welche Erfahrungen, welche Erkenntnisse wären dir entgangen, hättest du dich anders entschieden?


Oft blicken wir zu sehr auf die negativen Folgen und vergessen dabei die Chancen. Auch wenn wir vor einer Wahl stehen, kreisen unsere Gedanken meist um die Frage: „Was, wenn es nicht klappt?“ Stattdessen sollten wir uns ebenso fragen: „Was, wenn es gelingt?“

Am Ende geht es bei Entscheidungen nicht darum, den perfekten Weg zu finden – den gibt es meistens gar nicht. Wichtig ist, dass wir überhaupt wählen. Jede bewusste Wahl bringt uns in Bewegung, eröffnet neue Möglichkeiten und schenkt uns Erfahrungen, die uns wachsen lassen. Stillstand dagegen hält uns gefangen in der Illusion von Sicherheit – und nimmt uns die Chance, unser Leben aktiv zu gestalten.


Frage dich also nicht nur: Was, wenn es schiefgeht?

Sondern genauso: Was, wenn es genau richtig wird?


Denn am Ende ist jede Entscheidung ein Schritt nach vorne – und manchmal führt gerade der ungewohnte Weg zu den wertvollsten Erfahrungen unseres Lebens.


 
 
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