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Wenn Pläne zerbrechen – warum Rückschläge oft der Anfang von etwas Neuem sind

  • Autorenbild: Jannik Bärmann
    Jannik Bärmann
  • 8. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diesen Artikel schreibe, habe ich mit Knieproblemen zu kämpfen, durch die ich mit dem Laufen (ein Hobby, in das ich sehr viel Zeit investiere und mit dem ich einiges verbinde) pausieren muss. Wie lange ist Stand heute noch unklar. Diese Situation hat mir wieder deutlich gemacht, dass es im Leben immer wieder Rückschläge geben wird, auf die man weder einen Einfluss hat, noch verhindern kann. Und genau über dieses Thema möchte ich in diesem Artikel ein wenig reflektieren. Vielleicht hilft dir der Artikel ein wenig, wenn du dich aktuell in einer ähnlichen Situation befindest.


Wie bereits beschrieben gehört das Laufen zu einem festen Bestandteil in meinem Alltag. Es war Teil meiner täglichen Routine – bis es von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich war. In solchen Momenten gehen mir persönlich immer gleich unzählige Gedanken, Sorgen und Ängste durch den Kopf: wie lange muss ich pausieren? Werde ich an Leistung verlieren? Ist das Ziel, das ich mir gesetzte habe, nun überhaupt noch erreichbar? Gerade die erste Frage löst bei mir immer die Angst aus, dass es etwas längerfristiges sein könnte. Bereits in der Vergangenheit hatte ich zwei Verletzungen, die mich für jeweils drei bis vier Monate außer Gefecht gesetzt haben, was wohl der Ursprung dieser Angst ist. Die Antworten auf all diese Fragen kenne weder ich, noch kann sie mir jemand anderes geben. Und die Wahrheit ist: sie spielen absolut keine Rolle.


Dies wurde mir während der Meditation bewusst. Es war ein Gedanke, der so spontan, wie auch befreiend für mich war. Ja, ich verbinde sehr viel mit diesem Hobby. Aber es ist nicht das Wegfallen dessen, was mich so belastet, sondern der Versuch, mich daran festzuklammern. Dieser innere Widerstand, der es einfach nicht wahrhaben möchte, dass ein Plan nicht mehr funktioniert und ich für eine gewisse Zeit auf das Laufen verzichten muss. Als ich es geschafft habe meine Situation zu akzeptieren hatte ich plötzlich wieder einen freien Kopf für andere Dinge.


Ich konnte damit beginnen, das beste aus der jetzigen Situation zu machen. Ich habe nun Zeit für andere Dinge und musste morgens nicht mehr so früh aufstehen. Zwei Punkte, die mir in meinem normalen Alltag oftmals nicht so sehr gefallen haben.


Meine erste „Zwangspause“, die ich auf Grund einer Verletzung vom Laufen nehmen musste, geschah Anfang 2023. Kurz zuvor bin ich zum ersten Mal die Distanz eines Marathons gelaufen und ich war motiviert mich weiterhin zu steigern. Als ich dann Probleme mit meinem Knie bekommen habe, war ich in der genau gleichen Situation wie jetzt. Damals habe ich durch eine sehr gute Freundin das Gitarre spielen für mich entdeckt. Ein weiteres Hobby, das mich bis heute begleitet. Die Fortschritte, die ich beim Laufen nicht mehr machen konnten, hatte ich nun in einer anderen Form wieder. Vier Monate nach der Verletzung konnte ich dann endlich wieder mit meinem Training beginnen.


Die zweite Verletzung geschah im August 2024. Ich war wieder an einem Höhepunkt, da ich kurz zuvor mein Ziel, einen Halbmarathon in unter 80 Minuten zu laufen, erreicht habe. Kurze Zeit später haben die Probleme an meinem linken Fuß begonnen und ich musste erneut pausieren. Damals habe ich meinen Fokus auf ein anderes sportliches Ziel gelegt: seit einiger Zeit hatte ich im Kopf, dass ich gerne meine maximale Anzahl an Wiederholungen von Klimmzügen auf 30 steigern wollte. Als ich nicht mehr joggen gehen konnte hatte ich also sowohl die Zeit, als auch die Energie dieses Ziel in Angriff zu nehmen. Drei Monate später habe ich es geschafft – und ich konnte auch wieder joggen gehen.


Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Rückschläge nicht das Ende, sondern oft der Beginn von etwas Neuem sind. Sie zwingen uns, langsamer zu werden, hinzuschauen und neue Wege zu gehen. Wenn ein Bereich unseres Lebens plötzlich stillsteht, öffnet sich Raum für etwas anderes. Vielleicht entdeckst du ein neues Interesse, eine vergessene Leidenschaft oder einfach eine neue Art, mit dir selbst umzugehen.

Natürlich fühlt sich ein Rückschlag im ersten Moment unfair und schmerzhaft an. Es ist leicht, in Gedanken zu verharren wie: „Warum passiert das ausgerechnet mir?“ oder „Jetzt ist alles umsonst gewesen.“ Aber genau diese Gedanken halten uns fest – nicht die Situation selbst. Der Wendepunkt entsteht immer dann, wenn wir aufhören, uns gegen das Unvermeidbare zu wehren. Wenn wir akzeptieren, was ist, anstatt zu hadern mit dem, was hätte sein sollen.


Rückschläge bieten uns die Möglichkeit, neu zu beginnen – und zwar mit mehr Erfahrung, mehr Achtsamkeit und oft auch mit einem klareren Blick auf das, was wirklich zählt. Vielleicht müssen wir manchmal gezwungen werden, loszulassen, damit wir erkennen, dass unser Leben aus mehr besteht als aus einem Ziel oder einer Routine.

Heute sehe ich jede Pause, jedes Hindernis als eine Einladung, neu hinzuschauen. Vielleicht verliere ich zeitweise etwas, das mir wichtig war – aber ich gewinne etwas anderes dazu. Und oft sind es genau diese unfreiwilligen Umwege, die mich langfristig weiter bringen als jeder perfekt geplante Weg.


Rückschläge sind keine Zeichen des Scheiterns. Sie sind Teil des Lebens – und manchmal genau das, was wir brauchen, um uns selbst wieder näherzukommen. Wenn du gerade selbst an einem Punkt stehst, an dem etwas nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast, versuch, einen Moment innezuhalten. Akzeptiere, was ist. Und frag dich: Was kann ich aus dieser Situation lernen?


Vielleicht ist das, was sich jetzt wie Stillstand anfühlt, in Wahrheit der Beginn eines neuen Weges – einer, der dich weiter bringt, als du es dir heute vorstellen kannst.


 
 
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